Interview mit Andreas J. Mueller

Im Sommer 2002 ergab sich im Rahmen eines Briefwechsels die Gelegenheit, mit dem Cartoonisten ein schriftliches Interview zu führen, das redigiert auf den folgenden Seiten erscheint, illustriert mit einigen Vignetten aus seiner 1986 im Kinderbuchverlag Berlin erschienenen Cartoon-Sammlung "Das umgekippte Tintenfass".

Biographisches

Tintenfass Wie sind Sie dazu gekommen, Grafiker zu werden?

Mueller: Ich habe schon als Kind viel gezeichnet. Mit 6 Jahren zeichnete ich die Digedags weiter, weil ich die nächste Folge nicht erwarten konnte, mit 11 Jahren erste eigene Comics, die von Disney inspiriert waren und mit 13 im Wilhelm-Busch-Stil. Mit 13 kam mir dann auch die Erleuchtung, dass das Zeichnen ein Beruf sein könnte. Fortan vernachlässigte ich alle anderen Ambitionen.

Welche Beziehung hatten Sie zu Comics, Bildgeschichten; gab es da besondere Interessen, Vorbilder oder äußere Anstöße?

Mueller: Hannes Hegen und Wilhelm Busch haben mich absolut geprägt. Beider Werk habe ich in der Kindheit gründlich studiert.

Welche künstlerische Ausbildung haben Sie durchlaufen?

Mueller: Ich studierte von 1970 bis 1975 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst zu Leipzig bei Hans Meyer-Foreyt, Werner Tübke und Heinz Wagner.

Wie vertrug sich Ihr offensichtlich starkes Interesse an Bildgeschichten mit der klassischen Hochschulausbildung bei professionellen Malern?

Mueller: Gut. Insbesondere Tübke hat mich ermutigt, Cartoons und Comics zu zeichnen.

Tintenfass Waren Sie in der DDR freiberuflich tätig oder angestellt und in einem Verband organisiert?

Mueller: Ich arbeitete immer freiberuflich, und gehörte dem Verband Bildender Künstler an.

Standen oder stehen Sie in beruflichem Austausch mit anderen zeichnenden oder comicmachenden KollegInnen?

Mueller: Es gab viele Kollegenfreundschaften, auch mit Malern.

Fand Austausch über Comics/Bildgeschichten statt? Haben Sie andere in den DDR-Zeitschriften erschienene Comics wahrgenommen?

Mueller: Wir haben uns mehr über Kunst im allgemeinen, Literatur, Theater, Film usw. ausgetauscht.

Welche anderen Comic-Arbeiten haben Sie angefertigt/veröffentlicht, und wie haben Sie nach Ihrer Ausreise 1989 in Ihrem Beruf Fuß fassen können?

Mueller: Ich habe hauptsächlich für den Schweizer Satiremagazin "Nebelspalter" gezeichnet, dem ich heute noch treu bin, für "Esquire", "Süddeutsche Zeitung", "Quick" und "Gong". Im Droemer Knaur Verlag sind die beiden Bücher "Freiräume" und "Wahnsinn" erschienen.

Aus welchen Gründen sind Sie später nach Leipzig zurück gekehrt?

Mueller: Wegen meiner jetzigen Frau, die beruflich an Leipzig gebunden ist.

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