Interview mit Thomas Schmitt

Thomas Schmitt Im März 2001 hatte ich Gelegenheit, mit Thomas Schmitt ein unterhaltsames Gespräch über die Matufflis, seinen und seines Bruders Beitrag zur DDR-Comicgeschichte zu führen, dessen Inhalt, von beiden redaktionell durchgesehen, hier folgt.

Biographisches

Wie seid Ihr zum Zeichnen gekommen?

Schmitt: Durch unseren Vater.

Habt ihr es euch abgeguckt oder seid ihr angehalten worden von ihm?

Schmitt: Er hat versucht uns anzuhalten, das hat aber nicht geklappt. Es hat sich selbst ergeben. Ich persönlich habe angefangen, Micky Maus und Digedags abzuzeichnen, das war meine Schule. Ich hatte eine Tante im Westen [Berlins], da sind wir fast jede Woche rüber, und ich bekam immer die Micky Maus. Und Tiere habe ich immer gern gezeichnet. Mein Vater ist oft mit mir in den Tierpark und den Zoo gegangen, da ergab sich das automatisch.

Matuffli spielt Ball Und wie waren seine Sachen für euch? Die haben euch wahrscheinlich ständig begleitet?

Schmitt: Na ja, erst mal war es irgendwie selbstverständlich, aber wir hatten viele Sachen auch sehr gern, Nixi, Arche Noah, Wimmerzahn. Schwester Monika war damals nicht so interessant für mich. Ansonsten haben wir ja immer gesehen, wie er es zeichnete.

Gewisse Ähnlichkeiten kann man ja auch feststellen, wie die runde, klare Linie und der schnörkellose Stil. Als ihr selbst dann Comics gemalt habt, war es da ein Bonus, ihn als Vater zu haben, wenn man irgendwo veröffentlichen wollte, oder wurde man kritischer angesehen?

Schmitt: Beides. Einerseits war es natürlich leichter, mein Vater sagte dann, "Schaut mal hier, meine Jungs, und könnt ihr nicht mal...". Auf der anderen Seite hieß es dann: "Na ja, bei dem Vater, kein Wunder." Mein Bruder war da sehr empfindlich. Das war ein Grund dafür, dass er den Namen seiner Frau annahm [Sturm], als er Mitte der 70er Jahre heiratete. Besonders im Studium wurde es ihm ständig vorgehalten. Er hat Grafik in Berlin-Schöneweide studiert, speziell Typografie.

Matuffli spielt Ball Hattet ihr ein Lieblingscomic eures Vaters, er hat euch ja Karl Gabel gewidmet?

Schmitt: Ja. Ich war ja wie Vater ein Fan utopischer Bücher, wie Science Fiction damals hießen. Wir hatten eine große Sammlung. Und von den älteren Sachen war es Nixi, und Arche Noah, weil da viele Tiere vorkamen. Und Vater hat uns das erste Mosaik gekauft, 1955, da war ich gerade vier. Außerdem kannte er Hegen. Deswegen konnten mein Bruder und ich ihn auch mal in seinem Atelier besuchen, was sehr interessant war. Wenn es eine Burg in der Geschichte gab, hatte Hegen Mitarbeiter, die sie als Modell gebaut haben, so dass man aus allen Perspektiven sehen konnte. Das war sehr gründliche Arbeit.
Vom ersten Karl-Gabel-Abenteuer gab es sogar mal eine Urserie in der Wochenpost, die er dann später verändert hat, wobei Jahre dazwischen lagen. Mir gefällt die Urserie sogar besser, der Strich war runder, ähnlich wie die ganz alten Schwester-Monika-Sachen. Die haben zwar so Gummiarme, aber das sieht irgendwie lieblicher aus. Für die neuen Bücher hat er viele davon nochmal nachgezeichnet. Ihm war das nicht mehr gut genug, dass sie zum Beispiel nur vier Finger hatten.

Gab es neben Micky Maus und Mosaik noch andere Comics, die ihr damals gelesen habt?

Schmitt: Tim und Struppi. Die hatte Vater auch.

Das stellt eine interessante Verbindung her, denn Hergé ist ja der Meister der klaren Linie, die man auch in euren Comics und den Bildern Eures Vaters findet.

Schmitt: Mein Bruder und ich haben die geliebt. Das waren die wesentlichen Einflüsse. Später kam Asterix dazu, hat aber keine prägende Rolle gespielt.

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