Comics in Ungarn

Ungarische Comics heute

Neuausgabe Neuausgabe Der Umstand, dass man in Ungarn jahrzehntelang weniger Berührungsängste gegenüber den Comics hatte als hierzulande, dürfte dazu beigetragen haben, dass es heute eine florierende Comicszene gibt - zumindest wird einem durch das Comics-Portal kepregeny.net suggeriert. Panini vertreibt ins Ungarische übersetzte amerikanische Superheldencomics, und es gibt eine ganze Reihe einheimischer Verlage und Fanzines.

Besonders auffällig ist die seit ein paar Jahren andauernde Renaissance der einheimischen Comics aus dem ehemaligen Horvath-Umfeld. Die Zeitschrift Füles gibt es noch immer, auch wenn derzeit nur noch eine Comicserie erscheint, die seit Jahren von Attila Fazekas betreut wird, dem jüngsten der besagten Riege.

Rechtsnachfolger von Imre Sebök scheinen derzeit mit einer Wiederauflage seiner Comics zu Gange zu sein. Das Budapester Cartoon-Museum verwaltet Horvaths Füles-Archiv, lizenziert in- und ausländische Abdrucke und veranstaltet gelegentlich Ausstellungen mit den Originalen.

Das herausragende Projekt ist jedoch die Wiederveröffentlichung der Comics von Pal Korcsmaros durch seine Söhne, den Opernsänger Peter Korcsmaros und dessen Bruder Gabor als Herausgeber im Eigenverlag Kepes Kiado sowie die Comicmacher Zoltan Varga und Zsolt Garisa. Sie restaurierten in mühevoller Kleinarbeit die Jenö-Rejtö-Adaptionen, von denen sie sich die besten Verkaufschancen versprachen, da Rejtö quasi ein ungarischer Nationalautor ist. Dabei wurden Horvaths Eingriffe, soweit möglich, rückgängig gemacht, der Text stärker an die Originalbücher angelehnt, die Seitenaufteilungen verändert und aufwändig am Computer koloriert. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, entsprechen sie doch modernen europäischen Comic-Standards. Hier ein Beispiel:

Alte Fassung
Neue Fassung Neue Fassung

Mit dem Erfolg der ersten Bände wagte man sich an die Wiederveröffentlichung anderer Stoffe in der Heftreihe "Illustrierte Comic-Klassiker", zunächst in schwarz-weiß und im Originalformat, inzwischen in Neuauflagen ebenfalls als kolorierte Hardcover im A4-Format.

Alles in allem bleibt das Fazit, dass man auf die ungarischen Fans und Leser ein bisschen neidisch sein muss angesichts des Umstandes, dass sie auf eine unfangreichere Tradition einheimscher Comics während der Ost-Zeit zurückblicken können und diese bis in die Gegenwart reicht. Leider verhindert die Sprachbarriere eine intensivere Beschäftigung, und so konnten hier nur einzelne Aspekte angerissen werden.

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